Am Samstag, 09.02.19, fand die diesjährige Klausurtagung des AWO-Kreisverbandes Höxter wieder in der Werner-Bock-Schule in Beverungen-Drenke – einem Bildungszentrum der IG Metall – statt.

Nach einer Begrüßung durch Paul Arens, Vorsitzender des Präsidiums, stellte sich die eingeladene Referentin Ellen Ehring persönlich vor und erläuterte die Inhalte und Ziele des Workshops “Potentiale entwickeln” unter dem Motto “Dem Lebenswerk vieler eine Zukunft geben”.

Neben dem spannenden Workshop gab es einen guten Austausch und das Gefühl dafür, wie bereichernd es sein kann, dass sich viele Menschen – auch bei der AWO – ehrenamtlich engagieren. Wolfgang Kuckuk, hauptamtlicher Vorstand und Geschäftsführer des Kreisverbandes Höxter, erläuterte den anwesenden Ortsvorständen die aktuelle Situation und Möglichkeiten, sie in ihrem Ehrenamt in der AWO zu unterstützen.

Kampagne: Ein kurzer Kinospot klärt Frauen im Kreis Höxter über die Möglichkeit einer anzeigenunabhängigen Spurensicherung auf

Neue Westfälische vom 14.01.2019
Von Burkhard Battran

Kreis Höxter. Wer in diesen Tagen ins Kino geht, wird dort einen kurzen Werbespot sehen. Eine junge Frau sitzt in der Badewanne und versucht, die Spuren einer Vergewaltigung abzuwaschen. Dann kommt die Gynäkologin Kerstin Todt, Oberärztin am Höxteraner St.-Ansgar-Krankenhaus, ins Bild und rät, die Spuren nicht zu beseitigen, sondern sie im Krankenhaus in Höxter sichern zu lassen.

Seit zwei Jahren gibt es dort die Möglichkeit der so genannten anzeigenunabhängigen Spurensicherung. “Sie gibt Frauen die Möglichkeit, ohne polizeilichen Druck und Anzeigenzwang Beweismittel sicher zu stellen”, erläutert Todt. Vergewaltigung ist ein Straftatsbestand und ein Offizialdelikt. Erhält die Polizei Kenntnis davon, ist sie verpflichtet, Ermittlungen aufzunehmen.

Daten des Opfers werden unter Verschluss gehalten

“Im Krankenhaus sichern wir die Spuren anonym, und die Daten des Opfers werden so lange unter Verschluss gehalten, bis sich die Frau zur Anzeige entschließt. Erst dann werden sie der Polizei zur Verfügung gestellt”, erläutert Frauenärztin Kerstin Todt. Wenn das Krankenhaus die Spuren aufgenommen hat, werden sie mit einem Nummerncode versehen und an die Gerichtsmedizin weitergeleitet. Die dazugehörigen Personendaten verbleiben im Krankenhaus, wo sie der ärztlichen Schweigepflicht unterliegen, bis das Opfer sich zu einer Anzeige entschließt.

Drei Fälle hat das Krankenhaus in Höxter im vergangenen Jahr aufgenommen, von denen bislang noch keiner angezeigt wurde. Bis zu zehn Jahren hat ein Opfer Bedenkzeit. Erst dann gilt die Tat als verjährt und wird aus den Akten entfernt, die Asservate werden vernichtet. “Wir möchten schon dafür plädieren, die Entscheidung nicht so lange hinauszuzögern. Aber das heißt auch, dass wir den Frauen Hilfe anbieten, wie es weiter gehen kann. Dafür stehen wir den Opfern mit einem großen Netzwerk zur Seite”, betont Helga Niemöller, Leiterin des Frauen- und Kinderschutzhauses Kreis Höxter.

Jede 20. Frau wird vergewaltigt

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. “Jede zehnte Frau erlebt sexualisierte Gewalt, jede 20. Frau wurde schon einmal vergewaltigt”, weiß die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Höxter, Gaby Böker. 70 Prozent aller Fälle passieren im häuslichen Umfeld. Die Dunkelziffer ist hoch. “Nur 13 Prozent aller Fälle kommt überhaupt zur Anzeige”, sagt Böker. Genau in diese Grauzone soll der Kinospot Licht bringen. “Es geht darum, dass Frauen überhaupt erfahren, dass es die Möglichkeit der anonymen Spurensicherung gibt und dass sie im Freundeskreis darüber sprechen”, betont Marion Nawrath, Leiterin der AWO-Beratungsstelle des Kreises.

“Das ist ein wichtiges Thema. So ein Kinospot ist ein gutes Mittel, darauf aufmerksam zu machen”, sagt Kinobetreiberin Maria Dohmann (Kino Borgentreich). “Gerade auch die Zielgruppe jüngerer Frauen lässt sich durch eine Kinowerbung sehr gut erreichen”, erklärt auch Kinobetreiberin Judith Schlinker (Cineplex Warburg).

Infos und Ansprechpartner

Seit Montag läuft der Spot in der Filmwerbung der Kinos im Kreis Höxter in Brakel, Bad Driburg, Borgentreich und Warburg. Finanziert wurde der Spot aus Mitteln des Landesministeriums für Gleichstellung. Das gesamte Jahr soll der Spot gezeigt werden. Begleitend wurde eine Info-Broschüre erstellt, die ausführlich über das Verfahren der anonymen Spurensicherung aufklärt. Dort steht auch drin, dass die Spurensicherung kostenlos ist, dass falls KO-Tropfen im Spiel waren, ein Nachweis nur bis zu zwölf Stunden danach möglich ist.

Ausführliche Informationen zum Verfahren gibt es auch bei der Frauenberatungsstelle der AWO unter Tel. (0160) 93 79 30 30 oder 93 79 30 35, dem Frauenhaus des SkF unter Tel. (01 71) 5 43 01 55 oder der Caritas-Beratungsstelle unter Tel. (0 52 72) 37 14 60.

Jubiläum: Neujahrsempfang der Arbeiterwohlfahrt im Historischen Rathaus in Höxter mit vielen Ehrengästen

Neue Westfälische vom 14.01.2019

Von Thomas Kube

Höxter. 100 Jahre Menschlichkeit, Toleranz und Hilfe zur Selbsthilfe feierte der Kreisverband Höxter der Arbeiterwohlfahrt (AWO) mit einem Neujahrsempfang und mehr als 80 Gästen im Historischen Rathaus in Höxter. In diesem Jahr wird die AWO in Deutschland genau 100 Jahre alt.
Während der Feierstunde betonte Kreisdirektor Klaus Schumacher, dass die Wohlfahrtsverbände aus Deutschland nicht mehr wegzudenken seien. Die AWO sei neben anderen Organisationen einer der größten Vertreter dieser Verbände deutschlandweit. Sie biete allen Menschen Hilfe an, die sie benötigen, insbesondere aber für ältere Menschen, Familien und junge Menschen. Die zahlreichen ehrenamtlichen AWO-Mitarbeiter im Kreis Höxter legten eine besondere Motivation an den Tag, sagte Schumacher.
In der Stadt Marienmünster habe sich erst im November 2018 ein neuer Ortsverein gegründet. Die Mitgliederzahlen der Organisation würden zudem steigen, weiß der hauptamtlich tätige erste Vorsitzende Wolfgang Kuckuk vom AWO-Kreisverband Höxter zu berichten. Zu dem Neujahrsempfang, der erstmalig in dieser Form stattgefunden hat, begrüßte Kuckuk neben dem Kreisdirektor die Bürgermeister des Kreises Höxter, die Vertreter aller Parteien sowie die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter der AWO sowie anderer Wohlfahrtsorganisationen.
Als Sprecher der Bürgermeister im Kreis Höxter dankte Warburgs Bürgermeister Michael Stickeln der AWO auch im Namen seiner Kollegen. Das Wirken der AWO kennzeichne ein hohes Maß Mitmenschlichkeit und Empathie. 100 Jahre leiste sie nun schon Hilfe zur Selbsthilfe von Menschen für Menschen. “Viele Bürger im Kreis Höxter haben davon in den vergangenen Jahren profitiert. Viele haben einen der Betreuungsdienste in Anspruch genommen, sei es die Kita oder die häusliche Pflege. Viele haben auch eine Beratungsstelle aufgesucht oder das Kur- und Erholungsangebot genutzt”, sagte Stickeln. Nach seiner Rede überreichte Stickeln eine Geldspende für die Sozialarbeit, die er an den Kreisvorsitzenden Wolfgang Kuckuk und den Vorsitzenden des Präsidiums, Paul Arens, übergab.

Als Hilfsorganisation für sozial bedürftige Menschen gegründet

Thorsten Klute vom AWO-Bezirksverband Ostwestfalen ließ die Geschichte der Arbeiterwohlfahrt Revue passieren. Im Dezember 1919 wurde die Arbeiterwohlfahrt nach dem Ersten Weltkrieg als Hilfsorganisation für sozial bedürftige Menschen gegründet. Seit dieser Zeit habe die Organisation den Diktaturen getrotzt. im Dritten Reich und in der DDR war sie für viele Jahre sogar verboten, berichtete Klute. Nach diesen diktatorischen Systemen gab es immer wieder einen Neuanfang. Geprägt sei die AWO aber vor allem durch starke Frauen, die nach den Weltkriegen tragende Rollen übernommen hätten.
Die Geschichte der AWO konnte in einer kleinen Stellwand-Ausstellung im Ratssaal nachgelesen werden. Die Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität würden aber auch noch heute die AWO auszeichnen. Der AWO-Kreisvorsitzende Kuckuk warb auch für neue Mitglieder. In der AWO würden sich Menschen engagieren, um anderen Menschen zu helfen und die Zukunft sozial zu gestalten. Die Arbeiterwohlfahrt biete allen Hilfe an, die sie benötigen, und unterstütze sie dabei, ihr Leben eigenständig und verantwortlich zu gestalten.
Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung nutzten die Ortsverbände die Gelegenheit, sich gegenseitig auszutauschen und kennenzulernen – zu musikalischer Unterhaltung von Toni Kaltenberg aus Reelsen mit seiner Gitarre.

Große Feierstunde in Höxter mit Vertretern aller Städte – Stickeln lobt Engagement

Westfalen-Blatt vom 14.01.2019

Von Harald Iding

Höxter (WB). Es ist ein Mitgliederverband, der für eine sozial gerechte Gesellschaft kämpft und politisch Einfluss nimmt. Gerade das ehrenamtliche Engagement zeichnet die Arbeiterwohlfahrt aus , die ihr 100-jähriges Jubiläum feiern kann. Im Historischen Rathaus von Höxter hat der AWO-Kreisverband mit zahlreichen Gästen an diese Jubiläum erinnert.

Die AWO ist seit Jahrzehnten auch im Kreis Höxter eine starke Größe. Mehr als 400 Mitglieder bringen sich in neun Ortsverbänden ein (Bad Driburg, Beverungen, Borgentreich, Höxter, Lüchtringen, Marienmünster, Peckelsheim, Steinheim und Warburg). Der letzte Ortsverein wurde erst vor wenigen Wochen in Marienmünster gegründet. Mit zum leistungsstarken AWO-Team gehören noch die 220 hauptamtlichen Mitarbeiter in den verschiedenen Arbeitsfeldern.
Um so groß war die Freude für Warburgs Bürgermeister Michael Stickeln, der als Sprecher der Bürgermeister im Kreis Höxter dem Vorstandsvorsitzenden des Kreisverbandes, Wolfgang Kuckuk, sowie dem Vorsitzenden des Präsidiums, Paul Arens, als Dank und Anerkennung im Namen aller Kommunen einen Scheck überreichte. Michael Stickeln: “Von Menschen für Menschen – so lautet das überaus prägende Motto der Arbeiterwohlfahrt seit nunmehr 100 Jahren. Und genau danach haben stets die Menschen gehandelt, die sich in der und für die Arbeiterwohlfahrt engagierten und dies auch in unserer Zeit noch immer so zahlreich tun.”
Für dieses von einem hohen Maß an Mitmenschlichkeit und Empathie gekennzeichnete Wirken würden die Bürgermeister des Kreises allen Akteuren ihren Dank aussprechen. Die AWO sei jederzeit präsent und da, “wo das oft erwähnte “richtige” Leben in all seinen Facetten spielt und wo Beratung sowie Unterstützung gebraucht werden.” Sie werde aktiv, damit die Menschen ihr Leben besser meistern oder wieder in die eigenen Hände nehmen können. Stickeln: “Und damit ist sie das grundlegende Element der Wohlfahrtspflege unserer Städte und Gemeinden. Ihre haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erbringen seit Jahren Tag für Tag Leistungen, auf die wir als Kommunen nicht verzichten können – auf die wir als Kommunen auch nicht verzichten wollen.” Kreisdirektor Klaus Schumacher betonte, dass die Arbeiterwohlfahrt vom damaligen “Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt” der Sozialdemokraten zu einem der größten Sozialdienstleister Deutschlands geworden sei. Etwa 6500 Mitarbeiter beschäftige der Verband allein in OWL – in Kindergärten, Altenheimen und anderen Einrichtungen.
Schumacher: “Auch bei und im Kulturland Kreis Höxter könnten wir auf die Unterstützung durch den AWO-Kreisverband nicht mehr verzichten!” Mit einem breiten Spektrum an Angeboten unterstütze der Verband den Kreis Höxter zum Beispiel im Bereich der Jugendhilfe an verschiedenen Standorten – von der sozialpädagogischen Familienhilfe bis hin zu Tagesgruppen. Wie facettenreich das Aufgabenfeld der Arbeiterwohlfahrt ist, das macht auch die große Sonderausstellung “100 Jahre AWO” deutlich, die Wolfgang Kuckuk noch am Vorabend der Feier erstmalig in den Kreis Höxter holen konnte. Für den ehemaligen Bürgermeister von Versmold, Thorsten Klute, der heute im AWO-Bezirksvorstand Verantwortung trägt, sei die Seele der Arbeiterwohlfahrt das Ehrenamt. In seiner Laudation sagte er: “Wir müssen uns allen Generationen öffnen. In Bielefeld planen wir gerade die Gründung einer AWO Ü-45, um den Altersdurchschnitt zu senken. Er liegt hier oft bei durchschnittlich 70 Jahren.”

Unterstützung: Der Wohlfahrtsverband in Deutschland feiert 100. Geburtstag. Auch im Kreis Höxter hat sich die Arbeit zunehmend professionalisiert. Doch ohne ehrenamtliche Hilfe geht es nicht

Neue Westfälische vom 11.01.2019

Von David Schellenberg

Kreis Höxter/Bad Driburg. Das rote Herz trägt sie von Anfang an im Logo: die Arbeiterwohlfahrt (AWO). 100 Jahre wird der Wohlfahrtsverband in der Bundesrepublik alt. Er ist inzwischen ein fester Bestandteil der sozialen Hilfe, Betreuung und Begleitung, hat viele Tausend ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter.
Auch wenn der Höxteraner Kreisverband noch keine so lange Tradition hat, feiert er mit. Das Jubiläum ist für Präsidiumsvorsitzenden Paul Arens sowie die hauptamtlichen Vorstände Wolfgang Kuckuk und Aljona Gottfried ein willkommener Anlass, gemeinsam mit der Neuen Westfälischen zurück, aber auch vorauszublicken.
“Die AWO wird immer noch gebraucht, auch wenn sich ihr Aufgabenfeld verändert hat”, sagt Paul Arens, während Wolfgang Kuckuk an die Umstände der Gründung erinnert. 1919, kurz nach Ende des Weltkrieges, herrschte Hunger und Armut. Es war eine Frau, Marie Juchacz, auf deren Initiative die SPD den “Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt” gründete – die AWO. Nach dem Verbot in der Nazizeit wurde sie 1946 als politisch unabhängige Organisation neu gegründet.
Der sozialdemokratischen Tradition ist sich der Verband bewusst, weshalb sie die Arbeiter immer noch im Namen trägt. “Wir sind aber natürlich für alle da, und das wissen die Menschen”, sagt Kuckuk. Die ersten Aktivitäten der AWO gehen im Kreis Höxter bis in die 50er Jahre zurück, vor allem die Ortsvereine Beverungen und Höxter gestalteten erste Angebote. Erst im Januar 1982 schlossen sich die mittlerweile sieben Ortsvereine im Kreis zu einem Kreisverband zusammen – übrigens der letzte in OWL. Die AWO ist zugleich ein Mitgliederverband und ein soziales Unternehmen.
Bis heute hat sich die Arbeit sehr verändert, betont Kuckuk und erinnert daran, dass es anfangs beispielsweise eine intensive Hausaufgabenbetreuung in Steinheim gab. Das spielt heute in Zeiten der Ganztagsschule keine Rolle mehr. Auch bei Arbeitslosenprojekten mit Menschen in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen engagierte sich der Kreisverband. “Wir hatten in Peckelsheim eine Werkstatt mit Kleider- und Möbellager, in der Menschen an die Arbeit herangeführt wurden”, erzählt Kuckuk. Das Projekt wurde 2004 eingestellt, ein Jahr zuvor die Arbeitslosenberatung.

Dafür kam bereits 1995 ein wichtiges Standbein neben der Schwangerschaftskonfliktberatung mit Einführung der Pflegeversicherung hinzu: der mobile AWO-Pflegedienst. Er ist inzwischen ebenso stark gewachsen wie die Schulsozialberatung, die Angebote der Jugendhilfe und die Beratungsangebote. In Bad Driburg gibt es zudem eine Kindertagesgruppe. Von Höxter in die Badestadt wurde 1997 auch der Hauptsitz verlegt.
All ihre Aufgaben kann die AWO nur mit einem sehr großen Team  an haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitgliedern leisten (siehe Kasten). Sie sind es auch, die die AWO tragen und das Konzept der fünf “Bs” umsetzen:

Begegnung, Begleitung, Betreuung, Bildung und Beratung. “Der Mensch und nicht das Geldverdienen steht bei uns im Mittelpunkt”, unterstreicht Kuckuk.
Auch wenn die Professionalisierung der Arbeit ein wichtiger Aspekt der Entwicklung in den vergangenen Jahren war, gelte weiterhin: “Wir bieten allen Menschen Hilfe an, die sie benötigen. Wir unterstützen Menschen, ihr Leben eigenständig und verantwortlich zu gestalten. Die Werte Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit bestimmen unser Handeln”, so Kuckuk. All das drückt das Herz im Logo der AWO aus.
Deshalb seien Wohlfahrtsverbände wie die AWO auch nach 100 Jahren noch genau so wichtig wie einst. “Es gibt Bereiche, zum Beispiel die Beratungsangebote, mit denen sich kein Geld verdienen lässt”, erinnert der Geschäftsführer. Sie seien aber dringend notwendig – auch in ihrer Vielfalt. Denn nicht alle Menschen wollen sich einer kirchlichen Beratung anvertrauen, weshalb die AWO beispielsweise eine Schwangerschaftskonfliktberatung anbietet. Auch regionale Flüchtlingsberatung gehört seit dem Flüchtlingsboom 2015 dazu. Generell würden sich die Wohlfahrtsverbände im Kreis Höxter bei ihren Angeboten jedoch abstimmen.
Wie sich die AWO künftig entwickeln wird? Es sei schwer vorherzusagen und hänge auch von den Notwendigkeiten ab, sagt Kuckuk. Er rechnet aber fest damit, dass vor allem im Bereich der Senioren- und Pflegearbeit sowie in der Unterstützung von Familien der gesellschaftliche Bedarf deutlich wachsen wird.
Einen Schwerpunkt will der Kreisverband in diesem Jahr vor allem im Bereich des ehrenamtlichen Engagements setzen. Dazu wird bereits im Februar ein Workshop geplant. Hier geht es um die Betreuung und Gewinnung von Mitgliedern, aber auch die Entwicklung der Angebote. Denn auch die AWO-Ortsverbände leiden darunter, dass sich kaum junge Mitglieder zum Mitmachen bewegen lassen. Mit einer besonderen Ausnahme: In Marienmünster wurde erst im vergangenen Herbst ein neuer Ortsverband gegründet. Das stimmt die Verantwortlichen optimistisch.

Feierlichkeiten
Zum 100. Geburtstag der AWO Deutschland gibt es am Samstag, 12. Januar, einen Festakt mit Musik im Historischen Rathaus Höxter mit 60 geladenen Gästen. Im Sommer sind weitere öffentliche Jubiläumsveranstaltungen geplant, unter anderem ein Kinderfest.

Kreisverband in Zahlen
– Aktuell engagieren sich im AWO-Kreisverband Höxter rund 400 Mitglieder in neun Ortsverbänden.
– Der Altersdurchschnitt der Mitglieder liegt bei 66 Jahren, OWL-weit sogar bei 76 Jahren.
– Zudem werden in den verschiedenen Diensten und Einrichtungen rund 220 Mitarbeiter beschäftigt.
– Beispielsweise leistet die AWO an 23 Schulen im Kreis Schulsozialarbeit.                                        (das)

 

Zonta-Club Höxter spendet Geld an Frauenhaus und Beratungsstelle

Westfalenblatt vom 26.11.2018

Höxter (WB). Die zweite Handtaschenbörse des Zonta-Clubs Höxter hat mit 12.000 Euro Einnahmen ein grandioses Ergebnis erzielt. Den stolzen Betrag hat Präsidentin Ana Maria Castro de Linzner jetzt zusammen mit einigen Mitstreiterinnen des Clubs an das Frauen- und Kinderschutzhaus im Kreis Höxter sowie an die Frauenberatungsstelle der AWO übergeben.

Den beiden Einrichtungen kommt der fünfstellige Betrag zu gleichen Teilen zugute. Die Zonta-Präsidentin dankte all jenen, die zu diesem großartigen Ergebnis beigetragen haben: den Spenderinnen der Taschen, den Kundinnen und Kunden und auch dem Orga-Team des Clubs, das Zeit und Herzblut in diese Benefizaktion investiert hat. Ana Maria Catsro de Linzner: »Von Frauen für Frauen: Es macht Freude, gemeinsam etwas zu bewegen. Die vielen Taschenspenden und die große Kundenresonanz beflügelt uns zur dritten Auflage der Börse beim Huxori-Markt 2019.«

Die Zonta-Präsidentin ist besonders erfreut darüber, dass die Spenden auch in Präventivmaßnahmen investiert werden. »Wir werden zwei Projekte, die bereits laufen, ausbauen«, kündigte Mareike Stöver, die zusammen mit Marion Nawrath die von Zonta mitbegründete Beratungsstelle für von Gewalt bedrohte und betroffene Frauen im Kreis Höxter betreut, bei der Spendenübergabe an. Zu diesen Offensiven gehört ein Sprachkurs für geflüchtete Frauen. »Hier werden auch Themen wie Frauenrechte und häusliche Gewalt angesprochen.« Ein weiterer Teil der Spende fließt in Mädchenkurse für Mädchen im Grundschulalter. Ziel ist es, die Mädchen in ihrer Rollenidentität und ihrem Selbstwertgefühl zu stärken und sie auf diesem Wege gegen Gefahren wie Cybermobbing und Gewalt in Beziehungen zu wappnen.

Ebenso wie das Team der Frauenberatungsstelle ist Helga Niemöller, Leiterin des Frauen- und Kinderschutzhauses, glücklich über die große Spende. »Da vom Land nur eine Basisfinanzierung kommt, sind wir dringend auf Spenden angewiesen«, erläuterte Niemöller. Darum kümmert sich der Förderverein unter dem Vorsitz von Hedwig Mellwig. Das Haus ist zurzeit voll belegt. 18 Kinder leben aktuell gemeinsam mit ihren Müttern im Haus. Begegnungsmöglichkeiten mit anderen Kindern geben ihnen ein Stück Unbeschwertheit zurück. Der Förderverein hilft unter anderem mit Kindersachen und weiterer Ausstattung. Die Spende des Zonta-Clubs kommt dem Frauen- und Kinderschutzhaus gelegen. »Unser Bulli, mit dem wir Frauen zu Behörden fahren, will immer betankt werden. Auch ergänzen wir mit der Spende die Ausstattung für die Frauen und Kinder.«

Die Bekämpfung und Prävention von Gewalt gegen Frauen ist dem Zonta-Club auf internationaler wie auch auf lokaler Ebene ein immerwährendes Anliegen. Seit November 2012 gibt es »Zonta says NO«. Ziel der Kampagne ist es zu zeigen, dass Zonta nicht weg schaut, sondern Nein sagt zu Gewalt gegen Frauen. Für die Region hat der Zonta-Club Höxter die Frauenberatungsstelle der AWO mitbegründet und unterstützt sie mit einem jährlichen Zuschuss von 4000 Euro. Weitere Infos unter www.zonta-hoexter.de.

Der AWO-Kreisverband Höxter verabschiedete bei einem kleinen Sektempfang des Bereiches „Mobiler Sozialer Dienst“ die langjährige Mitarbeiterin Edeltraud Gockel aus der häuslichen Betreuung, die nach 10-jähriger Mitarbeit beim AWO-Kreisverband in den Ruhestand geht.

Die stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Abteilungsleiterin „Senioren-Pflege, Betreuung und Unterstützung zu Hause“, Aljona Gottfried, bedankte sich bei Frau Gockel mit einem Blumenpräsent und einem Gutschein für ihre Arbeit, die sie im Laufe der Jahre sehr flexibel in den verschiedensten Bereichen und zum Schluss in der Betreuung älterer und psychisch erkrankter Menschen geleistet hat.

Der AWO-Seniorentreff im Begegnungszentrum (Caspar-Heinrich-Straße 15 in Bad Driburg) bietet pro Woche zwei regelmäßige Veran­staltungen an. Ab sofort findet jeden Dienstag »Kaffee und Klönen« mit Ku­chen, Kaffee und kühlen Getränken sowie jeden Donnerstag ein Spielenachmittag mit Kaffee und kühlen Getränken statt. Beide Veranstaltun­gen sind in der Zeit von 14.30 bis 17 Uhr. Auch Interessierte, die noch nicht AWO-Mitglieder sind, können teilnehmen. Bei beiden Veranstaltungen wird ein Unkostenbeitrag vor Ort eingesammelt.
Nähere Informationen bei Nicole Hansel unter Telefon 05253 93 50 216.

Auszeichnung: Die Peckelsheimerin Maria Rose engagiert sich seit vielen Jahren unermüdlich im Ehrenamt.
Jetzt erhielt sie eine der höchsten Verdienstmedaillen des Landes

Peckelsheim. So bescheiden die gebürtige Peckelsheimerin Maria Rose auch stets auftreten mag, ihr unermüdliches ehrenamtliches Wirken ist schon längst kein Geheimnis mehr: 2012 zeichnete die Stadt Willebadessen sie für ihr “außerordentliches Engagement” mit dem Ehrenamtspreis aus; 2016 erhielt sie eine Einladung des damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck zum Bürgerfest in den Garten von Schloss Bellevue.

Dabei ist ihr der Trubel um ihre Person reichlich unangenehm. “Daraus mache ich mir überhaupt nichts!”, sagt die 75-Jährige am Montagnachmittag im katholischen Pfarrheim in Peckelsheim, ganz leise und sehr bescheiden wie immer. Sie lächelt und man merkt, sie ist ein wenig aufgeregt. Maria Rose trägt ein elegantes blaues Kleid und eine feine Perlenkette. Großer Bahnhof heute im Pfarrheim.

Denn gleich soll sie erneut ausgezeichnet werden, mit einer der höchsten Anerkennung für Verdienste um das Gemeinwohl, die Bürger in Deutschland überhaupt erhalten können: die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik. Vor drei Wochen kam der Brief per Post. “Ich dachte bloß, Mensch, bin ich schon wieder geblitzt worden??”, erzählt sie und schlägt lachend die Hände vor dem Gesicht zusammen. Der Brief war aber nicht von der Führerscheinstelle. Er kam vom Bundespräsidenten. Was sie bis dahin nicht wusste: Paul Ahrens, AWO-Vorsitzender und Wegbegleiter, hatte sie bereits vor zwei Jahren für diese Auszeichnung vorgeschlagen. Nun hat es geklappt.

60 Gäste sind am Montagnachmittag geladen, die Menschen stehen Schlange am Eingang zum Pfarrheim, um der zierlichen Frau zu gratulieren. Es sind ihre Familie (vier Kinder und Urenkel), Freunde, Mitarbeiter und Wegbegleiter von Maria Rose. Und natürlich die offiziellen Gäste wie Bürgermeister Hans Hermann Bluhm und der stellvertretende Landrat Heinz-Günter Koßmann, der die Medaille und die Urkunde später verleihen wird.

“Jeder kennt Maria und ihre ?Boutique?. Jeder weiß, dass sie stets ein offenes Herz und ein offenes Ohr für Menschen hat, die vielleicht nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen”, sagt Paul Ahrens, AWO-Vorsitzender und treuer Wegbegleiter, in einer sehr persönlichen Rede. “Wenn ich jetzt alles, was Maria geleistet hat, aufzählen würde, käme hier keiner mehr dran”, meint er augenzwinkernd.

»Da hab? ich ihr mein Gartenhaus angeboten«

Eine soziale Ader hatte Maria Rose schon immer. 1982 organisierte sie das erste Nachbarschaftsfest in ihrer Straße; 1992 half sie zum ersten Mal einem Flüchtling: Eva, eine gebürtige Polin, stand mit ihren Kindern quasi auf der Straße. “Da hab ich ihr mein Gartenhaus angeboten. Und die Kinder schliefen bei meinen”, erinnert sie sich. Eine schöne Zeit, schwärmt sie noch heute. Doch hatte auch sie selbst mit Schicksalsschlägen zu kämpfen. Ende 2003 starb ihr Mann. An Weihnachten desselben Jahres fragte Paul Ahrens, ob sie nicht Interesse daran habe, die Leitung der Kleiderstube der AWO in Willebadessen zu übernehmen. Sie zögerte und sagte: “Ich kann das nicht.” Paul Ahrens erwiderte nur: Doch, das kannst du schon.

Unter ihrer Federführung wuchs die Einrichtung mit 12.000 Artikeln zu einer der größten der Region. Seit 13 Jahren leitet sie die Kleiderkammer nun mit ihren zwölf ehrenamtlichen Mitarbeitern, die wöchentlich etwa 100 Säcke an Kleiderspenden sortieren, ausbessern, etikettieren und einräumen. Viele Stunden an ehrenamtlicher Arbeit kommen so zusammen. Auch an den Wochenenden, auch abends. Ebenfalls wirkte sie bei der Gründung der Lebensmittelausgabe “Willebad-Essen-Korb” im März 2008 maßgeblich mit. Seither ist sie hauptverantwortlich für die Organisation der Lebensmittelausgabe. Knapp 100 Haushalte werden regelmäßig einmal im Monat mit gespendeten Lebensmitteln versorgt.

Auch die Organisation des Wohlfühlnachmittags für Alleinstehende geht auf Maria Roses Konto. Einmal im Monat werden in Zusammenarbeit mit den örtlichen Gemeinden der katholischen und der evangelischen Kirche sowie der Arbeiterwohlfahrt gemeinsame Aktivitäten für etwa 60 bis 70 Teilnehmer im Pfarrheim in Peckelsheim vorbereitet.

Am Ende der Verleihung hält Maria Rose schließlich einen Blumenstrauß in den Händen. Die Gäste im Saal stehen auf und applaudieren. “Ohne euch geht nichts!”, sagt sie nur und lächelt.

Bilanz: AWO-Beratungsstellen im Kreis Höxter stellen ihren Jahresbericht für 2017 vor.
In 20 Jahren ist das Team gewachsen, die Angebote noch stärker vernetzt

Neue Westfälische vom 27.04.2018
Von Silke Riethmüller

Bad Driburg. Im Oktober 1997 wurde die Beratungsstelle für Schwangerschaft, Partnerschaft und Sexualität der Arbeiterwohlfahrt (AWO) gegründet. “Das war damals im Kreis Höxter schon etwas Besonderes, dass es eine solche Beratungsstelle gab”, erinnert sich Kreisgeschäftsführer Wolfgang Kuckuk. In den vergangenen 20 Jahren hat die AWO weitere Beratungsstellen dazubekommen, das Team ist gewachsen, Synergieeffekte sind entstanden, die einzelnen Angebote wurden miteinander vernetzt. “Wir können also inzwischen auf einige Erfahrungen verweisen”, betont Kuckuk.

Im Jahr 2017 führten die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle für Schwangerschaft, Partnerschaft und Sexualität 1.345 Beratungsgespräche. Die Zahl der Ratsuchenden ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Insgesamt hätten 446 Personen (2016: 460) die Hilfe der AWO-Beratungsstellen in Anspruch genommen. Die meisten davon waren Frauen, 26 Ratsuchende waren männlich. 293 waren Deutsche, davon hatten 63 einen Migrationshintergrund. 151 Ratsuchende besaßen eine andere Staatsangehörigkeit.

In der Konfliktberatung wurden 58 Gespräche mit 53 Frauen geführt. Der größte Anteil sei zwischen 27 und 34 Jahren alt gewesen, gefolgt von der Altersgruppe der 22 bis 26-Jährigen. Zwei Klientinnen waren zum Zeitpunkt der Beratung noch minderjährig. Im Vergleich zu 2016 (60 Frauen/64 Beratungsgespräche) war die Schwangerschaftskonfliktberatung im vergangenen Jahr leicht rückläufig. “Als Hauptgründe für einen Schwangerschaftsabbruch wurden von den Frauen eine schwierige körperliche oder psychische Verfassung genannt, gefolgt von einer finanziell sehr schwierigen Lebenssituation”, erklärt Beate Knievel-Boraucke vom Team der AWO-Beratungsstelle in Bad Driburg. Wirtschaftliche Armut spiele also weiterhin eine große Rolle bei der Entscheidung. “Sehr viele Frauen können von der guten wirtschaftlichen Lage in unserem Land nicht profitieren”, bedauert die Diplom-Sozialarbeiterin.

Die Gruppe der alleinerziehenden Mütter sei zudem deutlich größer geworden. Auch im Jahr 2017 sei die Bundesstiftung “Mutter und Kind” daher eine wichtige Hilfe für schwangere Frauen in einer Notsituation gewesen, 134 Schwangere erhielten eine finanzielle Unterstützung aus diesen Mitteln, darunter 33 Flüchtlingsfrauen. Seit November 2015 ist es für Schwangere in Erstaufnahmeeinrichtungen möglich, einen Antrag bei der Bundesstiftung zu stellen. “Auch schwangere Frauen, die in den zugewiesenen Städten ihr Asylverfahren abwarten, können eine finanzielle Unterstützung durch die Stiftung erhalten”, so Isabell Schröder. Die Erziehungswissenschaftlerin ist seit September 2016 mit im Team der Beratungsstelle und berät geflüchtete Frauen in Bad Driburg.

Die durchschnittliche Hilfe betrug 456 Euro. “Im Vergleich zu 2016 wurden im vergangenen Jahr 28 Anträge mehr gestellt”, sagt Diplom-Sozialpädagogin Silke Niggemann-Boffer. Dies zeige, dass immer mehr Schwangere über ein sehr geringes Einkommen verfügen. 42 Frauen erhielten über die AWO zudem Mittel aus dem Familienplanungsfond des Kreises Höxter als Zuschuss für ein Verhütungsmittel, wie Hormonspirale oder die Pille.

Neben der Vermittlung einer finanziellen Unterstützung benötigten aber auch immer mehr Eltern und Familien aufgrund gestiegener Belastungen effektive und längerfristige Begleitung in ihrer ganz speziellen Lebenssituation. “Die Problemlagen sind viel komplexer geworden”, betont Niggemann-Boffer.

Ein immer wichtiger werdendes Thema sei zudem Gewalt gegen Frauen. “Eine Schwangerschaft oder die Geburt eines Kindes können der Auslöser einer Gewaltspirale sein”, weiß Mareike Stöver von der AWO-Frauenberatungsstelle für den Kreis Höxter. Seit Januar 2017 verstärkt die examinierte Hebamme und Sozialpädagogin stundenweise das Team der Schwangerenberatungsstelle. “Es ist also wichtig, dass die Gesellschaft bei diesem Thema noch genauer hinsieht und hinhört”, unterstreicht Stöver.

“Die Teams in unseren Beratungsstellen leisten eine großartige Arbeit”, betont auch AWO-Kreisvorsitzender Paul Arens. Dafür gebühre ihnen ganz besonderer Dank und Anerkennung.