Auszeichnung: Die Peckelsheimerin Maria Rose engagiert sich seit vielen Jahren unermüdlich im Ehrenamt.
Jetzt erhielt sie eine der höchsten Verdienstmedaillen des Landes
Peckelsheim. So bescheiden die gebürtige Peckelsheimerin Maria Rose auch stets auftreten mag, ihr unermüdliches ehrenamtliches Wirken ist schon längst kein Geheimnis mehr: 2012 zeichnete die Stadt Willebadessen sie für ihr „außerordentliches Engagement“ mit dem Ehrenamtspreis aus; 2016 erhielt sie eine Einladung des damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck zum Bürgerfest in den Garten von Schloss Bellevue.
Dabei ist ihr der Trubel um ihre Person reichlich unangenehm. „Daraus mache ich mir überhaupt nichts!“, sagt die 75-Jährige am Montagnachmittag im katholischen Pfarrheim in Peckelsheim, ganz leise und sehr bescheiden wie immer. Sie lächelt und man merkt, sie ist ein wenig aufgeregt. Maria Rose trägt ein elegantes blaues Kleid und eine feine Perlenkette. Großer Bahnhof heute im Pfarrheim.
Denn gleich soll sie erneut ausgezeichnet werden, mit einer der höchsten Anerkennung für Verdienste um das Gemeinwohl, die Bürger in Deutschland überhaupt erhalten können: die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik. Vor drei Wochen kam der Brief per Post. „Ich dachte bloß, Mensch, bin ich schon wieder geblitzt worden??“, erzählt sie und schlägt lachend die Hände vor dem Gesicht zusammen. Der Brief war aber nicht von der Führerscheinstelle. Er kam vom Bundespräsidenten. Was sie bis dahin nicht wusste: Paul Ahrens, AWO-Vorsitzender und Wegbegleiter, hatte sie bereits vor zwei Jahren für diese Auszeichnung vorgeschlagen. Nun hat es geklappt.
60 Gäste sind am Montagnachmittag geladen, die Menschen stehen Schlange am Eingang zum Pfarrheim, um der zierlichen Frau zu gratulieren. Es sind ihre Familie (vier Kinder und Urenkel), Freunde, Mitarbeiter und Wegbegleiter von Maria Rose. Und natürlich die offiziellen Gäste wie Bürgermeister Hans Hermann Bluhm und der stellvertretende Landrat Heinz-Günter Koßmann, der die Medaille und die Urkunde später verleihen wird.
„Jeder kennt Maria und ihre ?Boutique?. Jeder weiß, dass sie stets ein offenes Herz und ein offenes Ohr für Menschen hat, die vielleicht nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen“, sagt Paul Ahrens, AWO-Vorsitzender und treuer Wegbegleiter, in einer sehr persönlichen Rede. „Wenn ich jetzt alles, was Maria geleistet hat, aufzählen würde, käme hier keiner mehr dran“, meint er augenzwinkernd.
»Da hab? ich ihr mein Gartenhaus angeboten«
Eine soziale Ader hatte Maria Rose schon immer. 1982 organisierte sie das erste Nachbarschaftsfest in ihrer Straße; 1992 half sie zum ersten Mal einem Flüchtling: Eva, eine gebürtige Polin, stand mit ihren Kindern quasi auf der Straße. „Da hab ich ihr mein Gartenhaus angeboten. Und die Kinder schliefen bei meinen“, erinnert sie sich. Eine schöne Zeit, schwärmt sie noch heute. Doch hatte auch sie selbst mit Schicksalsschlägen zu kämpfen. Ende 2003 starb ihr Mann. An Weihnachten desselben Jahres fragte Paul Ahrens, ob sie nicht Interesse daran habe, die Leitung der Kleiderstube der AWO in Willebadessen zu übernehmen. Sie zögerte und sagte: „Ich kann das nicht.“ Paul Ahrens erwiderte nur: Doch, das kannst du schon.
Unter ihrer Federführung wuchs die Einrichtung mit 12.000 Artikeln zu einer der größten der Region. Seit 13 Jahren leitet sie die Kleiderkammer nun mit ihren zwölf ehrenamtlichen Mitarbeitern, die wöchentlich etwa 100 Säcke an Kleiderspenden sortieren, ausbessern, etikettieren und einräumen. Viele Stunden an ehrenamtlicher Arbeit kommen so zusammen. Auch an den Wochenenden, auch abends. Ebenfalls wirkte sie bei der Gründung der Lebensmittelausgabe „Willebad-Essen-Korb“ im März 2008 maßgeblich mit. Seither ist sie hauptverantwortlich für die Organisation der Lebensmittelausgabe. Knapp 100 Haushalte werden regelmäßig einmal im Monat mit gespendeten Lebensmitteln versorgt.
Auch die Organisation des Wohlfühlnachmittags für Alleinstehende geht auf Maria Roses Konto. Einmal im Monat werden in Zusammenarbeit mit den örtlichen Gemeinden der katholischen und der evangelischen Kirche sowie der Arbeiterwohlfahrt gemeinsame Aktivitäten für etwa 60 bis 70 Teilnehmer im Pfarrheim in Peckelsheim vorbereitet.
Am Ende der Verleihung hält Maria Rose schließlich einen Blumenstrauß in den Händen. Die Gäste im Saal stehen auf und applaudieren. „Ohne euch geht nichts!“, sagt sie nur und lächelt.