Neue Westfälische vom 26.06.23
Soziales Klima
Beratungsstelle der AWO stellt in Bad Driburg ihren Jahresbericht vor. Mehr als 1.000 Gespräche wurden geführt. Wer Hilfe sucht und wofür.
Kreis Höxter. Die gesamtgesellschaftlichen Bedingungen verschärfen sich. Die sozial Schwächsten spüren das am stärksten. Ein Spiegel für diese Entwicklung ist der Jahresbericht der AWO-Beratungsstellen im Kreis Höxter, der jetzt in Bad Driburg vorgestellt wurde.

„Die finanzielle Situation vieler Familien wird immer schwieriger, steigende Mieten, Energie- und Lebensmittelkosten sind für viele Familien nicht mehr zu bewältigen“, sagt Beraterin Silke Niggemann-Boffer. Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Geringverdiener seien besonders betroffen.

Aber auch immer mehr Frauen mit Migrationshintergrund nutzen das Angebot der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Kreis Höxter. „Es sind vielfach Frauen, die als Geflüchtete zu uns gekommen sind und bereits seit mehreren Jahren im Land sind und nun den Mut haben, sich eigenständig Rat zu holen“, sagt die AWO-Vorsitzende Sabine Heikenfeld.

Gegenüber dem Vorjahr ist der Anteil der Ratsuchenden um rund 20 Prozent um 102 Personen auf 491 angestiegen. Sieben Prozent sind männlich. Insgesamt wurden über 1.000 Beratungsgespräche geführt. 44 Prozent der Ratsuchenden haben einen Migrationshintergrund. „Dieser Anteil hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen und für das aktuell laufende Jahr sehen wir auch insgesamt eine weitere deutliche Zunahme des Beratungsbedarfs“, sagt die Vorsitzende Heikenfeld.

„Der Erstanlass für die meisten Ratsuchenden sind Fragestellungen zu Schwangerschaft und Geburt“, sagt Beraterin Beate Knievel-Boraucke. An zweiter Stelle wendeten sich junge Eltern kurz nach der Geburt an die Beratungsstellen, weil sie Hilfe bei der Beantragung von Kindergeld und Elterngeld benötigen. Vor allem der Antrag auf Elterngeld sei eine höchst komplizierte Angelegenheit, den die wenigsten allein hinbekommen. „Anders als manche Anbieter im Internet, ist unsere Beratung kostenlos“, betont Beraterin Knievel-Boraucke.

Einen wichtigen Teil der Beratung nimmt die Schwangerschaftskonfliktberatung ein. „Auffallend ist, dass in der Konfliktberatung nach wie vor die meisten Frauen diesen Termin allein wahrnehmen“, sagt Niggemann-Boffer. Das spiegele die Schwere der Situation wider, in der sich die Frauen befinden würden. Von 70 Konfliktberatungen hätten nur 16 mit dem Partner stattgefunden. Der größte Teil der Frauen bei der Konfliktberatung ist zwischen 27 und 34 Jahren alt. Es gab im letzten Jahr aber auch zwei minderjährige Mädchen, die sich an die Beratungsstelle gewandt haben.

Der AWO-Kreisverband Höxter ist in der Frauenberatung, der Schwangerschaftsberatung, der Kurberatung, und in der Flüchtlings- und Migrationsberatung, in der Pflegeberatung und der Familienberatung sowie in der schulischen Präventionsarbeit tätig. Der Bereich der Schwangerschaftsberatung wird von den Beraterinnen Silke Niggemann-Boffer, Beate Knievel-Boraucke und Mareike Stöver verantwortet. Die Beratungen finden in den AWO-Stellen in Bad Driburg, Höxter und Steinheim statt. Ausführlich Informationen gibt es auch auf der Homepage der AWO für den Kreis Höxter (awo-hx.de).

Neue Westfälische vom 29.06.23

Der „Willebad-Essen-Korb“ ist gut gefüllt. Wofür das Team der Ehrenamtlichen finanzielle Mittel benötigt.

Willebadessen (scho). Obst, Gebäck, Joghurt, Kartoffeln, Gemüse, Reis, Nudeln, Mehl, sogar ein ansehnlicher Pulk bunter Blumensträuße hat sich in einer Ecke der Ausgabe eingefunden. Reichlich eingedeckt sind an diesem Mittwoch die langen Tische des „Willebad-Essen-Korbs“ im Pfarrheim. „Eigentlich wie immer“, sagt Paul Arens, Chef des Peckelsheimer Ortsvereins der AWO, der in Willebadessen die Tafel und in Peckelsheim die Kleiderstube betreibt.

Dafür war das zehnköpfige ehrenamtlich arbeitende Team der AWO schon am Vortag in Lebensmärkten und Bäckereien unterwegs. Bei sechs weiteren luden sie dazu noch am Vormittag des monatlich stattfindenden Ausgabetages auf. „Gespendete Ware, die aus dem Verkauf genommen wurde, und weitere Lebensmittel, die zugekauft werden müssen“, blickt Teamleiterin Anni Kohaupt (73) ins Rund. Als gebürtige Peckelsheimerin macht die Ossendorferin seit gut zwölf Jahren an den beiden Tagen, die für die Tafel benötigt werden, gerne mit. Abholen und Sortieren, damit nur die brauchbare Ware auf die Tische kommt.

Abholberechtigt sind Personen mit einem Bezugsschein vom Sozialamt oder der Agentur für Arbeit. Gegen einen Obolus von einem Euro für Erwachsene und 50 Cent für Kinder“, erklärt Kohaupt. Doch mehr als 3,50 Euro müssen auch kinderreiche Familien nicht in die Kasse legen.

„In der Kommune stehen aktuell 205 Berechtigte auf der Liste“, sagt Paul Arens, Vorsitzender des Peckelsheimer AWO-Ortsvereins. Seit dem Beginn des Ukraine-Krieges seien es auch schon einmal 260 Personen gewesen. „Geflüchtete Familien mit zum Teil bis zu acht Kindern.“

Die Arbeit ist auch der Peckelsheimer Theater AG „Vorhang auf“ wichtig. Aus der vergangenen Spielsaison überbrachten sie jetzt einen Scheck über 500 Euro. Bei den drei Aufführungen der „Neurosigen Zeiten“ hatten die Laienschauspieler eine Sammelbox aufgestellt und ihr Publikum um eine Spende gebeten. 135 Euro kamen zusammen. Eine Summe, die von den Theaterleuten großzügig aufgestockt wurde. Das Geld werde für den Zukauf und die Miete des Ausgaberaumes und der Küche an den beiden Tagen benötigt. Die katholische Pfarre verlange dafür 100 Euro, sagt Dorit Flore.

Der Korb ist eine vom AWO-Ortsverein Peckelsheim organisierte monatliche Tafel für Menschen mit geringem Einkommen aus dem gesamten Stadtgebiet. Die Tür der Lebensmittelausgabe steht jeweils am letzten Mittwoch eines Monats ab 14 Uhr im Pfarrheim der St.-Vitus-Gemeinde in Willebadessen an der Klosterstraße offen.