Franz Müntefering lobt Arbeit der Arbeiterwohlfahrt im Kreis Höxter
Der ehemalige Minister für Arbeit und Soziales ruft zu zivilgesellschaftlichem Engagement auf und trägt sich in das Goldene Buch der Stadt Willebadessen ein. Seit 100 Jahren kämpft die Arbeiterwohlfahrt für Gerechtigkeit und Solidarität
Neue Westfälische vom 13.05.2019 – Hermann Ludwig
100 Jahre Arbeiterwohlfahrt (AWO) – dieses Jubiläum wird an vielen Orten gefeiert. Franz Müntefering, ehemaliger SPD-Bundesminister für Arbeit und Soziales, bezeugte seinen Respekt vor der Arbeit der AWO mit einem Besuch der Kleiderkammer in Pecksheim. Im Beisein des stellvertretenden Bürgermeisters Paul Arens, der auch Vorsitzender der AWO-Ortsvereins Peckelsheim ist, trug sich Müntefering in das Goldene Buch der Stadt ein.
Seit 100 Jahren kämpft die Arbeiterwohlfahrt für Gerechtigkeit und Solidarität. Den Einsatz für ein echtes Miteinander in der Gesellschaft, in der allen Bürgern und Bürgerinnen Chancen zur Teilhabe ermöglicht werden, rückte Franz Müntefering in seiner ehrenamtlichen Funktion als Vorsitzender der BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen) in den Vordergrund. Nachdrücklich rief Müntefering zu zivilgesellschaftlichem Engagement auf, gerade auch im Alter.
„Die Potenziale des Alters müssen herausgefordert werden”, sagte der 79-Jährige. Ein Leben im Schaukelstuhl, das ist für den erfahrenen SPD-Politiker keine Alternative. Er will sich weiter einmischen, dazu ruft er auch alle Mitbürger auf, um die Gesellschaft sozial zu gestalten. „Die Älteren und die Alten müssen ihre Verantwortung tragen, haupt- und ehrenamtlich”, erklärte Müntefering. Soziale Freiwilligendienste seien eine tragende Säule einer humanen Gesellschaft. „Zeit ist die Währung im Alter”, so Müntefering und fordert dazu auf, einen Anteil dieser Zeit anderen Menschen zu widmen. Allein das Zuhören sei schon wichtig, um Menschen aus der Einsamkeit zu helfen. Dazu gebe es vielfältige Möglichkeiten in Vereinen, Initiativen oder auch in der direkten persönlichen Zuwendung. „Du kannst noch was, Du bist noch was”, dieses Gefühl müsse man Menschen im Alter vermitteln, betonte Müntefering.
Gerade angesichts der wachsenden Zahl älterer Menschen sei es an der Zeit, sich zu engagieren. Wie bereichernd diese Arbeit sein kann, darüber informierte sich Franz Müntefering direkt bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der AWO-Kleiderkammer. Bei einem Rundgang mit der Leiterin Maria Rose zeigte sich Müntefering zutiefst beeindruckt von dem Engagement der AWO-Mitarbeiter. „Das ist eine tolle Arbeit”, sagte Müntefering und hat dabei ein offenes Ohr für die Anliegen der Helferinnen. „Unser größtes Problem ist der Müll. Immer wieder laden Menschen Kleidermüll und auch anderen Müll vor der Tür der Kleiderkammer ab, das kostet unglaublich viel Kraft und auch Geld”, erklärte Maria Rose. „Wir müssen den Müll dann auf unsere Kosten entsorgen”, ärgerte sich auch Paul Arens.
“Familien sind und bleiben Zentren der sozialen Gesellschaft“
Trotz dieses Ärgernis lässt sich das engagierte Team um Maria Rose nicht entmutigen. Es gebe ja auch immer wieder Kunden, die wirklich brauchbare Textilien abgeben. Unter Roses Federführung wuchs die Kleiderkammer mit 12.000 Artikeln zu einer der größten der Region. Seit 14 Jahren leitet sie die Kleiderkammer mit ihren 14 ehrenamtlichen Mitarbeitern, die wöchentlich etwa 100 Säcke an Kleiderspenden sortieren, ausbessern, etikettieren und einräumen. Viele Stunden an ehrenamtlicher Arbeit kommen so zusammen. An manchen Tagen werden bis zu 100 Kunden versorgt. „Ich habe manchmal den Eindruck, dass gerade ein Bus ankommt”, meinte Paul Arens, der darauf verweist, dass immer noch Unterstützung benötigt wird.
Interessiert sondierte Franz Müntefering das vielfältige Angebot der Kleiderkammer. Dass selbst Sakkos, Krawatten und Hochzeitskleider im Angebot waren, nötigte ihm Respekt ab. Der Fußballfan blieb natürlich auch bei dem Schuhregal stehen, in dem eine Vielzahl brauchbarer Fußballschuhe zu finden waren. Erfreut registrierte er das umfangreiche Angebot für Kinder. „Die meisten Sachen für Kinder, auch das Spielzeug verschenken wir”, erklärte Maria Rose. Die Unterstützung von Familien ist auch Franz Müntefering wichtig. „Familien sind und bleiben Zentren der sozialen Gesellschaft, dafür müssen wir die Grundlagen schaffen”, resümierte Müntefering. Das biete auch ländlichen Regionen eine große Chance als Heimstatt für Familien mit bezahlbarem Wohnraum.