AWO-Beratungsstelle gegen Gewalt an Frauen stellt Jahresbericht vor

Die AWO-Beratungsstelle gegen Gewalt an Frauen stellt ihren Jahresbericht vor. Unter anderem suchen immer mehr Frauen über 60 Hilfe.
„Das gesellschaftliche Klima verändert sich“

Gewalt an Frauen

Neue Westfälische vom 27.04.23 Burkhard Battran

Bad Driburg. Der Anteil der Frauen über 60, die bei der Beratungsstelle der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Hilfe suchen, ist um 50 Prozent gestiegen. Jetzt hat die kreisweite Beratungsstelle der AWO gegen Gewalt an Frauen ihren Jahresbericht vorgestellt. „Die Dunkelziffer ist natürlich noch immer extrem hoch. Aber wir vermuten, dass etwa ein Drittel der betroffenen Frauen Kontakt mit uns aufnehmen“, sagt die AWO-Vorstandsvorsitzende Sabine Heikenfeld.

Beratungsbedarf

Im Jahr 2022 ist die Anzahl der hilfesuchenden Frauen um 19 Prozent auf 149 angestiegen. „Auffällig ist jedoch, dass seit der Corona-Pandemie die Anzahl der Beratungsgespräche um 40 Prozent gestiegen ist“, sagt Heikenfeld. In 2020 wurden noch 126 Frauen mit 382 Gesprächen begleitet. In 2021 war die Zahl der Beratungsfälle mit 125 praktisch konstant, es wurden jedoch mit 531 Kontakten erheblich mehr Gespräche geführt. 2022 ist die Anzahl der Ratsuchenden auf 149 leicht gestiegen, die Beratungsintensität auf 466 leicht zurückgegangen. „Man kann aber festhalten, dass sich der Beratungsbedarf auf einem höheren Niveau verstetigt“, betont Heikenfeld.

Phänomen

Ein neues Phänomen bei der Beratungsstelle ist, dass die Anzahl älterer Frauen, die Hilfe suchen, ansteigt. Waren es in 2021 noch neun Frauen, sind es im vergangenen Jahr schon 16 gewesen, die sich an die Beratungsstelle wandten. „Hier bewegt sich etwas in der Gesellschaft. Auch die ältere Generation entwickelt ein Bewusstsein dafür, dass Frauen, die ihr Leben bisher als normal Begriffen haben, nun erkennen, dass sie die erlebte Gewalt und Unterdrückung eben nicht als Normalität hinnehmen müssen“, sagt Zonta-Präsidentin Elisabeth Klemm.

Zonta-Club

Der Zonta-Club Kreis Höxter hat sich politisch dafür engagiert, dass diese Beratungsstelle 2015 überhaupt geschaffen werden konnte. Jährlich unterstützt der Zonta-Club die Beratungsstelle mit 4.000 Euro. 85 Prozent der Personalkosten werden vom Land getragen sowie ein Teil der Betriebskosten. Die fehlenden 15 Prozent werden durch Haushaltsmittel des Kreises sowie durch Spenden gedeckt. Zudem bringt der AWO-Kreisverband auch einen Eigenanteil ein.

Beratungsstelle

Die Beratungsstelle gegen Gewalt an Frauen hat ihren Sitz im AWO-Zentrum in Bad Driburg. Sie ist mit einer Vollzeitstelle besetzt, die sich auf zwei Mitarbeiterinnen verteilt. Diese sind kreisweit tätig. „Hilfesuchende Frauen müssen nicht nach Bad Driburg kommen, sondern wir suchen sie meist an einem wohnortnahen Treffpunkt auf“, sagt Heikenfeld. Meist sind das die verschiedenen über den Kreis Höxter verteilten AWO-Standorte in Höxter, Bad Driburg, Peckelsheim und Steinheim.

Erreichbarkeit

„Das gesellschaftliche Klima verändert sich, das Aggressionspotenzial steigt, aber auch das Bewusstsein, sich gegen Gewalt zur Wehr zu setzen“, sagt Zonta-Präsidentin Klemm. Die AWO-Beratungsstelle spürt das steigende Aggressionspotenzial sogar ganz konkret. Vorsitzende Heikenfeld: „Um unserer Beraterinnen vor Übergriffen zu schützen, machen wir sie weder namentlich noch bildlich öffentlich.“

Zu erreichen ist die kreisweite AWO-Beratungsstelle montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 12.30 Uhr unter Tel. 0160 93793030 oder Tel. 0160 93793035 sowie unter denselben Nummern auch über den Messengerdienst Signal und E-Mail an: frauenberatungsstelle@awo-hoexter.de