Beratungsstelle für Schwangerschaft, Partnerschaft und Sexualität: „Gespräche sind ganz wichtig“
Westfalenblatt vom 18.08.21 – Reinhold Budde
Der AWO-Kreisverband Höxter, Beratungsstelle für Schwangerschaft, Partnerschaft und Sexualität, hat in der Geschäftsstelle Bad Driburg den Jahresbericht 2020 vorgelegt.
Die AWO-Beraterinnen Mareike Stöver (von links), Silke Niggemann-Boffer, Beate Knievel-Borauke und Praktikantin Lorena Tillmann sind für alle Frauen und auch Männer vor Ort und beraten gerne. Foto: Reinhold Budde
„Die Corona-Pandemie hat uns Beraterinnen und den Klienten/-innen im vergangenen Jahr einiges abverlangt. Die Präsenzberatung konnte von uns nicht immer angeboten werden. In dieser Krise für Menschen in Notlagen weiterhin erreichbar zu sein und als Gesprächspartnerinnen zur Verfügung zu stehen, war immer unser wichtigstes Anliegen“, sagte Beate Knievel-Borauke. Vor allem das persönliche Gespräch unter vier Augen sei von immenser Bedeutung, und konnte 2020 nicht immer durchgeführt werden, ergänzte Silke Niggemann-Boffer.
24 Männer haben Beratung gesucht
2020 haben 458 Ratsuchende die AWO-Beratungsstelle aufgesucht und somit 28 mehr als im Jahr zuvor. Und darunter waren auch 24 Männer, die eine Beratung zur Familienplanung oder der eigenen Sterilisation suchten. 392 Beratungsfälle sind der allgemeinen Schwangerenberatung und 66 Fälle der Konfliktberatung zuzuordnen. 313 Personen, die beraten werden wollten, waren Deutsche, davon hatten 45 einen Migrationshintergrund. 145 Ratsuchende besaßen eine andere Staatsangehörigkeit, darunter waren 80 geflüchtete Frauen. „Gerade dann ist es problematisch, wenn man nur telefonieren kann und nicht persönlich miteinander spricht“, sagte Silke Niggemann-Boffer. Denn bei Verständigungsschwierigkeiten könne man sich persönlich noch mit Zeichensprache verständigen, das ginge am Telefon aber nicht.
Der Erstanlass für die meisten Ratsuchenden, den Kontakt zur AWO-Beratungsstelle aufzunehmen, war 2020 eine Schwangerschaft. Frauen oder Familien suchten nach der Geburt eines Kindes Hilfe und Unterstützung. „Da geht es an erster Stelle um finanzielle Unterstützung, denn das Elterngeld ist längst nicht so hoch wie ein vorher bekommenes Gehalt“, erklärte Mareike Stöver, „und dann kommen alleinerziehende Frauen oder Familien in finanzielle Schwierigkeiten.“ 2020 haben insgesamt 120 schwangere Frauen durch die Beratungsstelle eine finanzielle Unterstützung über die Bundeshilfe „Mutter und Kind“ erhalten. Diese Hilfe betrug durchschnittlich 507,50 Euro.
Familien- und Verhütungsberatung standen an dritter Stelle. Seit zehn Jahren stellt der Kreis Höxter einen Sonderfonds für die Bezuschussung von Verhütungsmitteln zur Verfügung. 36 bedürftige Frauen konnten 2020 einen 70-prozentigen Zuschuss zu den Kosten ihres Verhütungsmittels erhalten. 2021 erfolgt eine 100-prozentige Kostenübernahme.
Häusliche Gewalt in der Schwangerschaft
Ein großes Problem ist die häusliche Gewalt in der Schwangerschaft. „Schwangere werden von ihren Männern finanziell knapp gehalten, von Freunden und Verwandten fern gehalten oder körperlich attackiert und suchen dann Rat bei uns“, wusste Mareike Stöver zu berichten. Das sei dann seelische, psychische oder körperliche Gewalt, die verhindert werden müsse, so Stöver. Wer Rat sucht, die AWO-Beratungsstelle in Bad Driburg ist täglich von 9 bis 16 Uhr unter Telefon 05253/9350218 erreichbar, in Höxter unter Telefon 05271/966389 ebenfalls von 9 Uhr an. Termine können auch nach Vereinbarung durchgeführt werden.